Südamerika Reise Teil 3 und Teil 4
Teil 3
Zwischen dem 44. und dem 43. südlichen Breitengrad wechselten wir von Süd-Chile über den Futaleufu-Paß wieder auf die argentinische Seite
Wir wollten auf der legendären Ruta 40 weiter nach Norden. Unser nächstes Ziel war in der „Argentinischen Schweiz“ die Stadt San Carlos de Bariloche. Was wir nicht wußten: auf diesem Abschnitt ist die Ruta 40, bis auf Ausnahmen, bereits asphaltiert und gleicht einer unserer hiesigen Bundesstraßen. An einer Stelle wo sich diese Ruta noch in ihrem Originalzustand befindet passierte es dann: in einem kleinen Ort wollten wir noch tanken. Der Tankwart verwies uns aber auf den nächsten Tag, da der Nachschub noch nicht angekommen war. Wir hatten noch über 80 l Diesel in Reserve und fuhren weiter.
Abends, von unserem Lager aus, konnten wir ein abenteuerliches Anden-Gewitter beobachten. Die Wolken in den Farben von lila bis violett und ein fernes Blitzgewitter wie bei einem Feuerwerk.
Weiter auf der Ruta 40
Am nächsten Tag sahen wir das ganze Unheil: Teile eines neu erbauten Teilstückes der Ruta 40 hatten die Wolkenbrüche einfach weggerissen. Neben den noch übrig gebliebenen Geröllmassen hatte sich ein neuer Bach mit reißenden Wasser gebildet. Mitten in diesem Chaos stand „unser“ Tanker auf den die Tankstelle wartete. Wir bahnten uns mit 4-Radantrieb und Getriebeuntersetzung Weg durch Matsch und Geröll bis wir wieder auf die eigentliche Fahrbahn kamen. Die beiden Fahrer des Tankers sagten uns "alles o.k. - das Fahrzeug bleibt hier an Ort und Stelle bis die Straße/Piste abgetrocknet ist (das kann 3-4 Tage dauern), dann geht die Reise auch weiter". Die Menschen hier wissen, daß man mit der Natur leben muß – sie ist mächtiger. Ruhe bewahren – man kommt schon ans Ziel.
San Carlos de Bariloche – bedeutet in der Indianersprache: Menschen hinter dem Berg
Argentinische Schweiz ist wirklich die treffende Bezeichnung für diesen Ort, umgeben von bewaldeten Bergen und einer kilometerlangen Uferpromenade am See Nahuel Huapi. In Südamerika ist im Verhältnis zu unser Europa alles überdimensioniert. So hat natürlich dieser "Stadtsee" nur 531 qkm!
Unser Fahrzeug ist ja als deutsches Fahrzeug leicht zu erkennen und so wurden wir hier von einem deutschen Ehepaar angesprochen und zum Abendessen in einem Lokal, der Besitzer auch wieder Deutscher, eingeladen. Das ging uns öfter so. Sprachliche Schwierigkeiten hatten wir natürlich hier absolut nicht. Unsere gastfreundlichen Argentinier bestätigten uns, daß sie gerne mal wieder Deutschland besuchen würden, aber das überhöhte Preisniveau in Old Germany ist für sie unbezahlbar.
Wieder nach Chile
Zwischen dem 31. und 30. südlichen Breitengrad, südlich der Stadt Mendoza wechselten wir wieder rüber nach Chile und kamen etwas nördlich von Santiago de Chile auf der chilenischen Ruta 5, der legendären PANAMERICANA an. Die Paßstraße von Mendoza nach Santiago ist die eigentliche südliche Hauptverbindungstrecke Argentinien-Chile für den Schwerverkehr. Dieser Andenpaß ist nun wirklich "niedrig" und geht nur über 3.200 m Höhe!
Serpentinen nach Santiago de Chile
In Santiago haben alle, aber wirklich alle Importeure, namhafte Speditionen und die herstellende Industrie ihren Sitz. Wenn man etwas braucht, dann heißt es immer „fahre nach Santiago, da bekommst du alles“.
Weiter auf der PANAM nach Norden
Die PANAMERIKANA ist eine Autobahn. Der ganze Schwerverkehr in der Nord-Südachse läuft auf dieser Strecke. Natürlich hatte sich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit hier erheblich erhöht – aber wollten wir das? Eindeutig NEIN.
Chile ist so lang, wie der Kontinent Australien breit ist
Chile ist insgesamt 4.300 km lang, misst an der breitesten Stelle (im Norden) 240 km und im Süden 90 km. Es ist also ein "Handtuch". Ein Ausweichen nach links oder rechts ist hier nur bedingt möglich. Wir campten teilweise an der Pacific-Küste, knapp 1 km von der PANAM entfernt oder rechts davon bei kleinen Gebirgsnestern. Natürlich besichtigten wir die populärste Pisco-Brennerei in Chile, östlich von La Serena im Elqui-Tal. Pisco-Sour ist ein alkoholhaltiges Mixgetränk. Basis ist der weiße Weinbrand. In Peru und Chile ist er Nationalgetränk. Wir saßen im dort im Garten unter grünen Bäumen, es war schön warm und wir ließen uns einige von den Pico-Sour gut schmecken. Die Folge war, daß wir auf dem Parkplatz dann auch gleich campierten und nicht weiter fuhren. Warum wohl?
Ein Fruchtbares Hochtal- hier wachsen Wein und Obst
In der Mitte Chiles, so um den 30. Breitengrad befinden sich auf den Andengipfeln viele Observatorien. Aufgrund der klaren Sicht kann man die hellen Kuppeln von weitem sehen. Hier soll die sauberste Luft der Erde sein. Wir unternahmen zwei Versuche eines anzufahren und zu besichtigen, wurden aber bereits im Tal vom Militär zurückgewiesen. Beim 3. Versuch beim Observatorio LA SILLA nördlich La Serena erging es uns auch nicht besser.
Wir wechselten unsere Marschrichtung über die PANAM in Richtung WEST und blieben auf einem Campingplatz des Naturparkes Caleta Pan de Azucar. Infolge des fischreichen kalten Humboldtstromes ist das hier ein Pelikan-Eldorado.
Ein oft schon im Fernsehen gezeigtes Wetterphänomen ist hier gut zu beobachten. Über den Pacific (kaltes Wasser) kommen in Walzen schwarze Regenwolken in Richtung Küste. Von der Atacamawüste wehen heiße Winde vom Landesinnern zur Küste. Die Regenwolken werden bereits über dem Wasser abgedrängt. Ca. 300 m vor der Küste regnen sich daher die Wolken ab. Man sitzt am Stand und in kurzer Distanz vor uns regnete es in Strömen, aber wir wurden nicht nass. Hier geht die Atacamawüste direkt in den Pacifischen Ozean über.
Die PAN-AM brachte uns recht schnell nach Norden, war aber nicht unser eigentliches Ziel. Recht schnell bekommen irgendwelche menschlichen Errungenschaften Bezeichnungen der Superlative. So wird die PANAM auch als Traumstraße bezeichnet. Das Betonband zieht sich entlang der Pacific-Küste und bietet durch das permanente Auf und Ab fantastische Ausblicke. Unsere Traumstraße ist und bleibt aber die über 4.900 km lange Ruta 40 auf argentinischen Gebiet, die sich auf Höhen zwischen Tiefland und den hohen Anden hinzieht. Man bekommt auf der Ruta 40 die Mächtigkeit der Natur wesentlich mehr zu spüren. Mit dieser, unserer Traumstraße, befassen wir uns noch mit einem speziellen Bericht.
Aber weiter in Chile
Gegen Mitte April erreichten wir Antofagasta, eine der wenigen Hafenstädte an der Küste Chiles. Wir versorgten uns hier, riefen im Cybershop unsere E-mails ab und gaben mal eine Standortmeldung an unsere Familie und Freunde zu Hause ab.
Kurz vor Antofagasta, neben der Wüstenpiste, machten wir natürlich auch unser Foto mit der Betonhand. Hier hat ein chilenischer Künster sein Lebenswerk hinterlassen. Jeder Wüstentouri fotografiert hier- natürlich – wir auch.
Was uns im Stadtbild auffiel war die Einheitskleidung der schulpflichtigen Kinder. Zuerst fanden wir dieses Aussehen im Vergleich mit einer Klosterschule. Wir unterhielten uns daraufhin mit einigen Leuten und wurden dann doch sehr nachdenklich. Uns wurde vermittelt, daß es in den Schulen doch um Lernen und um Konzentration geht. Die Kinder kommen aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten. Kapitalstärkere Familien kleiden ihre Kinder nach neuester Mode (und Schuhe!!) andere Familien haben nicht das nötige Geld. Durch die Einheitskleidung wird der ganze Kleidungsstress herausgenommen.
Stadtbesichtigung in La Serena
Wir hatten hier Gelegenheit uns über das Wetter bestens zu informieren. Unterwegs wurden wir von Reisenden bereits gewarnt, daß es wohl so scheint, daß es einen frühen Wintereinbruch in den Anden geben wird. Uns war auch bekannt, daß man so Ende April/Anfang Mai (dann beginnt hier auf der südlichen Halbkugel so langsam der Winter) die Andenpässe im Norden überschreiten sollte, denn die sind so um die 4.800 m hoch, sonst muß man 1.500 km zurück nach Südchile (Paß Santiago-Mendoza „nur 3.000 m hoch“). Nach langem „HIN und HER und ACH und WENN“ entschlossen wir uns den in Bolivien gelegenen größten Salzsee der Welt von unserem Reiseplan zu streichen- l e i d e r.
Chuquicamata – der größter Kupfer -Tagebau der Welt
Von der Seehöhe = 0 m ging es andengemäß in kürzester Zeit wieder auf eine Höhe von 3.000 Meter. Lange Güterzüge beladen mit Kupferplatten begegneten uns. Die Bahnübergänge sind unbeschrankt. Es ist jedoch in Chile absolute Pflicht vor jedem Überqueren anzuhalten. Die Polizei kassiert gnadenlos ab.
Ein paar Zahlen, damit man sich vielleicht ein Bild von diesem Tagebau machen kann: tägliche Förderung von 180.000 t Gestein, davon werden mehr oder weniger 2.500 t hochprozentiges Kupfer gewonnen, jährliche Kupfergewinnung über 600.000 t. Hauptabnehmer sind asiatische Staaten, sprich China. Der Tagebau ist 4,3 km lang, 3 km breit und 1 km tief. Die Kupferproduktion hinterläßt eine riesige Dunstglocke von Feinstaubm mit einem undefinierbaren Muff und Mief.
Weiter zur Atacama-Wüste
Nach einem halben Tag Besichtigung und herumfahren im alten Ort Chuquicamata wollten wir weiter in die eigentliche Atacamawüste. San Pedro de Atacama am Salar Los Flamencos war nun unser Ziel. Unser TOYOTA schraubte sich nun weiter hoch zur 100 km weiter entfernten Anden-Oase in der Atacamawüste.
San Pedro ist ein zentral gelegener Ort in der Wüste und Ausgangsbasis zu verschiedenen Natursehenswürdigkeiten
Diese Oase mit ihren doch 5000 Einwohnern ist das Ziel der Wüstentouristen aus aller Welt.
Auf unserem Plan standen vier Ziele:
1) Valle de Luna – das Mondtal
2) Tatio-Geysire auf 4000 m Höhe
3) der Salzsee Salar de Atacama
4) die Laguna Miscanti über 4000 m hoch
Da wir nun Bolivien infolge des zu erwartenden schlechten Wetters gestrichen hatten beschlossen wir mindestens 5-6 Tage hier zu bleiben. Den nächsten Tag verbrachten wir mit einigen Besorgungen. Die Ausblicke in Richtung Bolivien mit den schneebedeckten Bergen, teils über 6000 m hoch hatten Seltenheitswert – dann passierte es: Innerhalb kurzer Zeit zog sich der Himmel zu, es wurde dunkel, ein heftiges Gewitter brach über uns herein und es folgten heftige Regenschauern, teilweise kurze Wolkenbrüche.
Lehmstrassen und Dächer nach nach Gewitter aufgeweicht
Das Ganze dauerte so um die 3 Stunden. Die Bewohner von San Pedro kamen aus ihren Häusern und machten Freudentänze - warum eigentlich? Danach schien wieder die Sonne. Aber. . . .die Lehmstraßen in San Pedro waren nicht mehr passierbar. Die Autos kamen nicht mehr voran und steckten im Lehm. Viele marode Häuserdächer hielten diesen Regen nicht stand und in den Wohnungen stand das Wasser. Die Elektro-Freileitungen waren infolge des Gewittersturmes abgerissen. Die Folge war ein Kurzschluß im ganzen Ort.
Was man wissen muß: Laut Touristenguides soll es angeblich alle 50 Jahre in San Pedro einmal regnen. Wir waren nun Zeuge eines Wetterphänomens und können ein Foto nachweisen: Sand Pedro mit Regenbogen. Wir glauben, daß es mit den 50 Jahren etwas übertrieben ist – können uns aber laut Aussage der Einheimischen vorstellen, daß eine Zeitspanne von 10 – 15 Jahren wohl realistischer ist. Jetzt wussten wir auch warum sich die Bewohner so freuten – Regen bedeutet Leben! Dieser Wettereinbruch zeigte uns aber noch etwas für uns sehr Wichtiges. Die Sicht zu den bolivianischen 6000er Berge war wieder frei und man sah, daß sich die Schneegrenze in kürzester Zeit erheblich heruntergezogen hatte. Das bestätigte die Warnungen anderer Reisenden: „Seht zu, daß ihr nun bald über die Andenpässe nach Argentinien kommt“.
Valle de Luna –Tal des Mondes
Dieses Tal mit seinen Gebirgsformationen und Sanddünen ist ein sehr vegetationsarmes Wüstengebiet. Die Attraktionen sind die Farbenspiele bei untergehender Sonne. Viele Stellen auf den Felsen weisen Salz auf und so meint man daß trotz Wüstenklima Schnee im Gebirge liegt.
Bergab rutschten wir im puderfeinen, warmen Sand.
Tatio-Geysire – die höchstgelegensten Geysire der Welt
Die höchstgelegensten Geysire der Welt liegen ca. 80 km von San Pedro de Atacama entfernt auf einer Höhe von 4.300 m. Die Zufahrtswege sind kleinste Geröllpisten, die auch durch Bachfurten führen. Das Kartenmaterial dorthin ist absolut schlecht und ungenau.
Zu diesen Geysiren wollten wir natürlich und schlossen einen Deal mit einem Touristikunternehmen. Deren Minibusse fahren morgens um 3:00 Uhr in San Pedro los. Da wir den Weg nicht kannten, schlossen wir uns einen Minibus –gegen eine Gebühr- an. So hatten wir es natürlich navigatorisch sehr einfach so gegen 8:00 Uhr das Geysirfeld zu erreichen. Wir erreichten das Geysirfeld im dichten Nebel. Nach und nach drückte die Sonne den Nebeldunst weg.
Uns eröffnete sich ein unbeschreibliches Panorama:
im oberen Drittel sah man die verschneiten 6.000er-Gipfel und den tiefblauen Himmel, in der Mitte den gebündelten Wasserdampf der Geysire, unten war noch Nebel.
Früh morgens sehen die Geysire am eindrucksvollsten aus, weil der Dampf in der kalten Luft kondensiert.
Schilder in allenSprachen warnen vor dem kochendheißen Wasser der Geysire. Örtliche "Mutproben-Macher" sind schon hineingesprungen. Der nächste Rettungsdienst ist 300 km entfernt- und muß auch die Geröllstraßen erst hinaufkommen. Meist kommt der Bestatter gleich hinterher.
Einblick in Geysir, wenn er pausiert
Salzsee Salar de Atacama und Laguna Miscanti
Der Salar de Atacama ist ca.100 km lang und ca. 40 km breit. Neben diesem Salzsee befuhren wir eine neu erbaute Asphaltstraße. Eine solche weite, weiße ebene Fläche mit rosa Flamingos ist schon erlebenswert. Über diese Salzfläche führten Fahrspuren. Da mussten wir natürlich auch hin. Nach kurzer Zeit vertieften sich aber die Spuren erheblich. Wir prüften zu Fuß nach und stellten fest, daß die Salzkruste teilweise recht weich war. Wenden war angesagt und auf der alten Spur ging es wieder zurück. Unsere weiße Salzspur nach Erreichen der Asphaltstrecke war bestimmt 500 m lang.
Ob das so gut für unser Chassis war? – wir glauben nicht!
An einem Salzsee im Altiplano: weißes Salz, soweit das Auge reicht.
Bunter Friedhof
Im kleinen Ort Peine wurde noch ein nicht alltäglicher Friedhof "Toco" besichtigt. Hier ist der Wüstenboden so hart, daß man keine Grube ausheben kann. Daher müssen die Verstorbenen übererdig (über der Erde) bestattet werden. Der Leichnam wird mit Steinen abgedeckt und das Grab mit bunten Gestecken und noch bunteren Kunstblumen geschmückt.
Friedhof Toco
mit oberirdischen Bestattungshäuschen
Rauf auf 4.300 m Höhe
Nun ging es über eine schmale Geröllpiste steil nach oben zur Laguna über 4.300 m. Unser TOYOTA hat einen 6-Zylinder-Saugdiesel ohne Turbolader. So ab 3.500 m wird nun langsam die Luft dünner und unser Sauger hatte leichte Asthmaanfälle, d.h. er hatte kurzzeitige Motoraussetzer. Das waren wir bis dahin nicht gewöhnt, der Diesel lief immer reibungslos. Bei sehr steilen Geröllsteigungen mußten wir natürlich im 2. Gang mit entsprechendem Drehmoment und Umdrehung fahren, sowie es aber machbar war, ging es im 3. Gang mit weniger Umdrehungen weiter und die Aussetzer blieben dann aus.
Bemerkung dazu:
nur mit entsprechendem Hubraum. Unser Diesel hat davon 4.200 ccm! Die Laguna
Miscanti präsentierte sich im herrlichsten Blau, umgeben von fast 6000 m hohen Bergen, der Himmel wolkenlos und in der Hochebene drehten sich kleine Sturmwirbel. Die Anden zeigten sich von ihrer schönsten Seite.
In 3.000 – 4.000 m Höhe akklimatisieren
Die Touren über Höhen von 4.000 m hatte außer den touristischen Zielen auch noch einen anderen Grund. Wir wollten uns nach und nach an diese Höhen gewöhnen, denn die Reise über die Anden nach Argentinien ging über 4.800 m Höhe und läuft über ein 300 km langes Hochplateau –Alti Plano- wir sind also dort mindestens für 6 – 7 Stunden in Höhen über 3.000 m bis 4.800 m. Wird einer von uns dort höhenkrank gibt es für diese lange Zeit absolut keine Hilfe.
Südamerika Reise Teil 4
Über die Anden
San Pedro de Atacama hat uns sehr gut gefallen. Es ist eine Oase, von der aus viele Anden-Ziele angefahren werden können. Dieser Ort ist nicht grundlos "das" Wüstenziel vieler Reisender. Es ist nun Anfang Mai und wir müssen nun endlich "rüber" nach Argentinien. Abends in den Kneipen hörten wir, daß unser angepeilter Paß Paso de Sico bereits wegen Schneefall gesperrt ist.
Nur der Paso Jama ist noch offen. Dieser Paß war recht einfach zu fahren, der ist durchgehend asphaltiert – aber - - - - ab San Pedro geht es auf fast gerade laufender Piste immer hoch, ohne irgendwelche Absätze immer hoch. Unser GPS hatte besten Satellitenempfang und wir beobachteten die permanent steigende Höhenanzeige. Wir erwähnten es bereits mehrfach, daß unsere recht professionell anzusehenden Landkarten absolut ungenau waren. Paso Jama wird hier angegeben mit 4.200 m Höhe, unser GPS zeigte 4.850 m Höhe an – wem soll man denn hier nun trauen?
GPS zeigt 4.098 m Höhe an Super Straße-immer bergauf
In den Anden
Was man auch nicht aus den Karten ersehen konnte war, daß sich die Hochebene über 300 km hinzog. Die Höhen wechselten von 3.000 bis 4.500 m Höhe (lt. GPS!!)
Paso da Jama: Grenze Chile -Argentinien
Danach ging es nun endlich weiter mit abfallender Tendenz zur Purmamarca.
Erwähnen möchten wir den Paß den wir von der Höhe 3.675 m hinab in kurzer Distanz auf 2.192 m fuhren. Anden-gewaltig – das klingt noch human – einfach überwältigend. In Purmamarca sahen wir LKW-Konvois, die zusammen nachts diesen Paß bewältigen. Der wird dann für talwärtsfahrend Fahrzeuge gesperrt. Ich habe heute noch den allergrößten Respekt vor diesen Fahrern; das sind Könner!
Purmamarca
In der Schlucht von Purmamarca bestaunten wir bei aufgehender Sonne das Farbenspektakel des Gebirges: Felsen in sieben verschiedenen Farben.
Ausrüstung
Im den unteren Bildern zeigen wir einen Ausrüstungsgegenstand von uns. Das ist ein Heißwasserbereiter, den wir mit auf dem Platz herumliegenden, kleinsten Holzstückchen befeuern. Das Ding ist doppelwandig und arbeitet wie ein Kamin, d.h. unten ist eine Feuerstelle, der Doppelmantel faßt 1,5 l Wasser. Wir kochen in 5 Minuten Wasser. Dieser Alu-Kocher nennt sich VULCAN und ist bei Fa. Woik zu bekommen.
Dies Gerät wird in England seit Urzeiten hergestellt und ist absolut effektiv, spart teure Energie und ist immer einsatzbereit.
Unser Vulcan - Kocher, das vielbenutzte Energiesparmodell
Bewohner
iet der Purmamarca leben noch die Ureinwohner, die Nachkommen der Indianer, ein recht primitives Leben.
Es gibt hier in dieser abgelegenen Gegend keine Arbeitsmöglichkeiten, also keinen Verdienst. Kurz hinter Jujuy, im Norden Argentiniens, lagen Bäume quer über die Hauptverbindungsstraße. Wir sahen im Stau vorn nach und uns wurde gesagt, daß die Indianer Straßensperren errichteten um auf ihre erbärmliche Lage wieder einmal aufmerksam zu machen.
Indio-Streik:
Straßensperre mit querliegenden Bäumen
Die Polizei war auch vor Ort. Die Polizisten inspizierten eigentlich nur oberflächlich das Geschehen.
Wesentlich mehr von Interesse waren die Touris mit dem blauen TOYOTA aus Alemania.
Nach kurzer Begrüßung saßen die Jungs bei uns im Auto und durften am GPS herumspielen.
Straße der 500 Kurven
Nördlich der Stadt Salta, so um den 25. südlichen Breitengrad, beginnt der Argentinische Regenwald. Wir fuhren also ein totales Kontrastprogramm - direkt von der Atacamawüste in den Regenwald. Wir sahen zum ersten Mal solch ein dichtes Regenwaldgebiet in natura und staunten nicht schlecht, daß es doch wirklich wie im TV aussieht.
Im Regen-Urwald von Argentinien
Tren a las Nubes
Es ging weiter nach Salta –dort genannt die Hübsche- unserem nächsten Ziel. Dort nahmen wir die "Hübsche" zwar wahr, wir wollten aber zum Bahnhof.
Warum? Dort startet der "Zug in die Wolken". Salta ist umgeben von 8 x 6.000er Bergen. Hier sind die Anden am höchsten.
Aus der Geschichte:
1921 startete eine verwegene Truppe mit 3 FORD-TINN-LIZZIS zur einer Fahrt auf schmalsten Wegen zur Überfahrt nach Chile und die schafften es. Daraufhin entschloss man sich eine Eisenbahnlinie Argentinien-Chile über einen Paß von 4.080 m Höhe zu bauen. Die Streckenführung soll sehr abenteuerlich sein – also müssen wir dahin.
Dem interessierten Leser empfehlen wir doch mal in eine Suchmaschine "Tren a las Nubes" einzugeben – allergrößten Respekt den Erbauern solch einer Trasse!!
Der Bahnhof sah sehr verlassen aus und wir ahnten Schlimmes. So war es auch –wegen umfangreichen Reparaturarbeiten für längere Zeit geschlossen-. So ist nun mal ein Abenteuerleben, es klappt nicht alles.
Piste Embalse Rio Hondo
Weiter ging es auf den abenteuerlichen Pisten Richtung Süden. Wir mieden die Hauptverbindungsstraßen, denn wir mussten erst Ende Mai in Buenos Aires unseren GRIMALDI-Frachter erreichen. Von einem belgischen UNIMOG-Fahrer wurde uns unbedingt die Piste zum Embalse Rio Hondo empfohlen (ein Embalse ist ein Stausee). Das wäre so eine richtige Andenpiste. Also fuhren wir die auch. Der Mann hatte nicht gelogen. Die Gauchos staunten nicht schlecht, daß sich hier Alemans in abgeschiedenster Gegend durch die Matschpisten kämpften und öffneten ihre Gatter damit wir weiter konnten.
Kakteen - hart wie Holz - aus diesem Kakteenholz besteht das Gebälk der Kirche in San Pedro de Atacama
Sie gaben uns bestimmt noch gute Ratschläge zwecks der weiteren Piste, aber wir konnten denen ihr schnelles Spanisch nicht so recht verstehen. Vollkommen verdreckt, also outdoor-gerecht, erreichten wir den Embalse. Auf einem fast leeren, idyllisch gelegenen Platz bekam unser TOYOTA erst einmal eine Inspektion.
Straßenschild mit Einschusslöchern
Richtiges Gerät für Outdoor-Ritte: HONDA XR
Talampayaschlucht
Direkt am südlichen 30. Breitengrad und 68. westlichen Längengrad liegt die Talampayaschlucht.
Das ist ein unter Unesco geschützter Nationalpark. Senkrechte Felswände ziehen sich canonartig auf einige Kilometer durch ein Tal. Die Felsenwände erstrahlen je nach Sonnenschein von rosa bis tiefrot. Wissenschaftler haben hier 250 Millionen Jahre alte Dinosaurier-Knochen gefunden. Hier in den Anden ist nun wirklich alles gewaltig! Wann man vor diesen Felsenwänden steht und vom Guide solche Jahreszahlen hört, dann müssen wir gestehen, können wir das eigentlich gar nicht so recht mit logischen Menschenverstand verkraften.
Mit dem eigenen Fahrzeug darf man nicht in diese Schlucht.
Ab dem Nationalparkhäuschen geht es nicht weiter. Man fährt mit Pickups ähnlich einen Papst-Papa mobil in den Felsen-Naturpark.
Die Guides erklären in Spanisch und Englisch/Spanisch das Ganze. Wenn man sich Mühe gibt versteht man auch so allerhand.
Alle waren sehr freundlich und entgegenkommend. Wir durften sogar vor dem Eingang mit unserem HZJ 78 übernachten.
In der Talampaya-Schlucht
Weiter auf der Ruta 40 –unserer Traumstraße und ab nach Buenos Aires
Ob wir nun wollten oder auch nicht irgendwann geht nun alles einmal zu Ende, auch eine solche Abenteuerreise – leider. So ab dem 32. Breitengrad südlich, oberhalb von Mendoza, musste der Blinker nach links gesetzt werden und der GPS zeigte nun östliche Richtungen an.
Fensterputzer an einem Hochhaus Kauftempel: Galerie Pacifico
Strassentango in Bouenos Aires Bunte Häuser von La Boca
Abreise von Argentinien
Frachtschiffe haben zwar einen Fahrplan, der wird aber nie eingehalten. Das ist bei Reisenden rund um die Welt bekannt.
Wir hatten also einige Pufferzeit in Bouenos Aires eingeplant. Wann kommt der Frachter? Früher oder später?
Wir kamen nun aus sehr ländlichen Gegenden so langsam der Großstadt (12 Mio. Einwohner) näher, gewöhnten uns an den Stadtverkehr und staunten nicht schlecht, daß wir uns auf 8- bis 10-bahnigen Avenidas befanden.
In einem Vorort besorgten wir uns an einem Kiosk einen Stadtplan "Plano de Buenos Aires Capital Federal". Der sei jedem Reisenden empfohlen. Trotz Stadtplan verfuhren wir uns natürlich und mußten zurück- also wenden. Wie macht man das bei diesem Verkehr? Ganz einfach – gibt Zeichen aus dem Seitenfenster und wendet. Was passiert? Autofahrer bleiben stehen, machen eine Gasse frei und man fährt auf die andere 5-bahnige Seite. Die andere Seite wartet auch und man hatte die volle 10-bahnige Avenida für sich. Das geschah alles mit Gelächter und ohne Drängelei. Truckfahrer grüßten aus dem Fenster, lachten und hupten zum Abschied. Kann sich das ein Leser in Frankfurt oder Berlin vorstellen? (Verkehrsgefährdung sprich Führerscheinentzug droht)
Rückfahrt mit GRIMALDI
Unter "Verschiffung Tipps von A–Z" finden Sie Ratschläge und Tipps für Seereisen mit Mitnahme des Fahrzeuges beschrieben, weil wir öfters angeschrieben und um Rat gefragt wurden. Reisende wollten für ihre Planung Details wissen. Jetzt kann man diese dort abrufen.
Inge und Jürgen Kostka
Sie möchten wissen ob es weiter geht? Aber selbstverständlich - demnächst Richtung Seidenstasse – die alten Handelswege rufen.
Berichte Seidenstraße (unsere Tour 2009) finden Sie auch auf der Website