Wer eine Südamerikareise selbst mit eigenem geländegängigen Fahrzeug u.a. durch Argentinien vornehmen will, plant selbstverständlich die Ruta 40 mit ein. Fernreisende die solche Touren dorthin planen beschäftigen sich mit den Weiten Patagoniens, heftigen starken Winden (Stürmen) Temperaturstürzen, Geröll- und Lehmpisten, Bach- und Furtdurchquerungen, Steppen- und regionale Wüstendurchquerungen, Paßfahrten über 4.500 m, Versorgung so alle 500 km und weiter entfernt. Das alles kann man auf der Ruta 40 erleben; also ein wahres Abenteurer-Paradies.
Die Ruta 40 ist eine 4.930 km lange argentinische Nationalstraße (Piste) die den gesamten Westen der Länge nach, außer Feuerland, durchquert. Sie verläuft meistens in Höhen an der Anden-Ostseite, d.h. man hat phantastische Ausblicke zum Hochgebirge das dort über 6.000 m hoch ist.
Die Piste befindet sich oft noch im eigentlichen Originalzustand. In Nähe der Städte wie z.B. der Region Mendoza, der Stadt Rafael oder San Juan ist die Ruta asphaltiert. Wir befuhren die Ruta mit unserem TOYOTA HZJ 78 auf einer Länge von 2.450 km, davon die meisten km auf dem Urzustand, dh. Geröll und Lehm. Die Versorgung der Bevölkerung der anliegenden Dörfer wird natürlich über die Ruta 40 abgewickelt.
Wer schon einmal in Argentinien war oder Bildberichte im TV gesehen hat der weiß mit welchen Uraltfahrzeugen dort gefahren wird und das nicht gerade zimperlich.
Wir konnten einige Male die deutsch /argentinische Hilfssbereitschaft beweisen und einige von den Juan Fangio-Rennfahrern wieder auf die Piste zurückziehen. Zu unseren "Kunden" zählte auch die POLICIA, die uns als deutsches Fahrzeug erkannte und unbedingt eine 20 Ampere Flachsicherung zum Weiterkommen brauchte. Sie fanden es ganz selbstverständlich, dass ein deutsches Fahrzeug so eine Sicherung an Bord hat.
Diese Ausführungen sollen verdeutlichen, daß in solchen abgelegenen Gegenden dieser Erde gegenseitige Hilfe unerlässlich ist.
Man kann sich auch leicht vorstellen, daß man auf dieser Piste alle Naturerscheinungen hautnah abseits jeglicher Zivilisation erleben kann.
Hier ist ein Transporter umgekippt und wird mit Hilfe unseres Bergegurtes wieder auf die Räder gestellt.
Andengewitter sind nicht von "Pappe". Brücken und Straßen weggerissen durch Gewitterregen haben wir selbst erlebt.
Die Ruta 40 besteht meistenteils aus Lehmpisten. Nach einem Gewitter sind diese eigentlich nicht mehr befahrbar. Der Lehm setzt die Radkästen total voll. Die eigentliche Pistenführung ist infolge der sich gebildeten Seen nicht mehr erkennbar. Das Wasser läuft recht schlecht ab. Der Untergrund besteht ja aus Lehm. Was macht man nun? – Ganz einfach --- man wartet bis wieder alles zur Normalität zurückkehrt. Nach einem Tag geht es bestimmt wieder weiter. Die Natur zeigt uns unsere Grenzen. Wer sich nicht danach richtet gehört zu den
Verlierern.
Auf und ab auf welliger Strasse
Die Dieselversorgung ist natürlich infolge der Abgeschiedenheit nur manchmal so alle 500 km oder weiter möglich. Wir haben es erlebt, daß die Abgabe rationiert wurde. Wir konnten 30 l fassen. Wir haben es auch erlebt, daß die Tanksäulen total leer war. Man wartete auf den Tankwagen. Der war in ein Andengewitter gekommen und hatte so seine zwei Tage "Wartezeit" bis die Piste wieder befahrbar war. Die Jungs läßt das alles recht cool. Die kennen die Gesetze und gehen nie ohne Notproviant und Wasser auf Tour.
Wir ließen nach Möglichkeit unsere Tankreserve nie unter 80 l kommen und konnten somit gewisse Distanzen damit noch überwinden.
Motorradfahrer stoßen natürlich hier auf ihren kleineren Aktionsradius. Wir haben uns mit englischen Bikern unterhalten, die in ihren Rucksäcken und überall wo noch Platz am Bike war kleine Benzinkanister festgebunden hatten. Warum gibt es eigentlich für solche fernreisenden Bikern keine Dieselmotore für ihre Fahrzeuge?
Wir sind auch fernreisenden Radfahrern auf der Ruta 40 begegnet, die mit Lehm und Gegenwind kämpften. Die hatten aber auch ein großes Problem – das war die Wasserversorgung. Denen konnten wir jedenfalls auch mal aushelfen. Außer unseren 240 l Diesel bunkern wir auch noch 80 l Trinkwasser, abgesehen von allen benötigten Werkzeugen und den wichtigsten Ersatzteilen, wie Lichtmaschine, Wasserpumpe usw.
Die Lebensmittelversorgung unterliegt hier auch ihren eigenen Gesetzen.Wenn man Glück hat erwischt man mal einen Supermarkt mit einer gewissen Auswahl. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, dann reicht der kleinste Kolonialladen auch aus. Eines ist aber immer sicher man bekommt überall Rindfleisch und das bitte schön in richtig großen Batzen.
Fleischportionen der Einheimischen Wasserkocher Vulcan Energiesparmodell
ADAC oder andere zivilen Hilfsdienste wie hier in Deutschland gibt es nicht. Es kommt auch vor, daß man stundenlang keiner Menschenseele begegnet. Das Motto "do it yourself" ist hier eine Selbstverständlichkeit. Wohl dem der mit einem unkomplizierten Fahrzeug in dieser Gegend unterwegs ist. Speed ist total uninteressant – nur Zuverlässigkeit zählt.
Mit unserem VULCAN-Kocher, das ein doppelwandiges Gebilde, arbeitet wie ein Kamin, können wir mit kleinsten herumliegenden Hölzchen in 5 min. 2 l Wasser zum Kochen bringen und sonst auf dem Unterteil noch braten. Das ist ein britisches "Urvieh", patentiert so um 1915 und wird heute noch gebaut. Wir sind so von teurem, nicht überall erhältlichen Gas oder anderer Energie unabhängig.
Wohl dem, der einen ausreichenden Bedarf an nicht verderblichen Lebensmitteln und einen soliden Bestand an Wein für abends bei sich hat. Der kann ohne Verpflegungsstress die herrliche Landschaft dort genießen. Der kann ungestört für die Nacht auf einer der kleinsten Nebenpisten der Ruta 40 campieren und sich freuen wie schön die Welt sein kann.
Die Ruta 40 ist für uns die eigentliche Traumpiste – aber wir haben sie nicht geträumt wir haben sie erlebt und das voller Begeisterung.